Ein zeitloses und wichtiges Album: Ball Pompös hat die deutschsprachige Rockmusik erst möglich gemacht.
Frank Zappa – One Size Fits All
Seite 1:
Inca Roads – 8:45
Can’t Afford No Shoes – 2:38
Sofa No. 1 – 2:39
Po-Jama People – 7:39
Seite 2:
Florentine Pogen – 5:27
Evelyn, A Modified Dog – 1:04
San Ber’dino – 5:57
Andy – 6:04
Sofa No. 2 – 2:42
Was One Size Fits All auf den 15 Platz der Prog-Rock-Charts des Rolling Stone Magazin verschlagen hat, bleibt ein Rätsel. Dass diese Platte aber immer wieder in den Bestenlisten angesehener Zappa Fanzines wie T´Mersch Duween an der Spitze steht, wundert nicht: hervorragend produziert, mit einer exzellenten, dynamischen Abmischung und einem Mix aus treibenden Rocksongs, jazzigen Bläserarrangements, drei abwechselnden Lead-Sängern und Zappas krudem Humor at his best zeigt sie mitreissend verdichtet viel von dem, was den künstlerischen Kosmos von Frank Zappa insgesamt ausmacht. Auch vierzig Jahre nach der ersten Veröffentlichung hat diese Platte nichts an Unmittelbarkeit, Frische und Überraschungen verloren.
Schon das erste Stück, Inca Roads, ist ein Klassiker geworden. Für den jungen Steve Vai bedeutete er eine Zeitenwende, für ihn ist Inca Roads ein „unerreichtes Meisterwerk, das ihm neuen Lebensmut gegeben hat.“ Auf jeden Fall ist das Stück ein wunderbares Beispiel für Zappas Kompositionstechnik, Musik und Text sind eng verzahnt, Breaks und Melodiewechsel kommentieren und erweitern den Text, der selbst wiederum die Musik herauszufordern scheint. Das legendäre Gitarrensolo Zappas markiert hier nicht nur seine Technik und die enorme emotionale Spannbreite seines Spiels sondern auch seine Vorstellungen von Gesamtkunstwerk, der sogenannten Conceptual Continuity: während der Rest des Stückes im Studio eingespielt wurde kommt das Gitarrensolo aus einem Livekonzert in Helsinki – und klingt doch perfekt integriert. Eine der großen Talente von Zappa war ja gerade sein Gefühl für die richtige Mischung: Stile, Instrumente, Takte, Melodien wurden von ihm gebrochen, versetzt, gemixt, verkürzt oder auseinandergezogen. „What he was able to do, is make it natural, it wasn´t forced – it all came together, so he is a Master painter of music, he is a Master composer..“ So beschreibt es der Leadgitarrist der wohl derzeit ungewöhnlichsten Zappa-Coverband Z3, Tim Palmieri.
Die vier Stücke auf der ersten Seite von OSFA bieten jedenfalls viel seltsame Musik und noch seltsameren Texte: von der Parkplatzsuche einige Ausserirdischer in den Anden über die fröhliche Depression angesichts steigender Schuhpreise bis hin zum Sonderangebot flannelhosentragender Langweiler. Und mittendrin ein Instrumentalstück, das am Ende der zweiten Seite mit einem unerwarteten Hauptdarsteller wiederholt wird: da ist es Gott selbst, der sich in radebrechendem deutsch als Schöpfer vieler merkwürdiger Dinge wie Damast-Aspellen und Chrome-Dianetten auf einem roten Sofa imaginiert.
Vierzig Jahre nach seinem Erscheinen haben wir diesen Meilenstein der Musikgeschichte komplett gehört. Dazu gab es von Frank Wonneberg einige Informationen zu den verschiedenen Pressungen und dem zugrundeliegenden Bandmaster dieser Platte. In einem kurzen Video hat sich u.a. George Duke, der auf der Platte mitgewirkte, zum Verhältnis von Zappa und den Deutschen geäußert.
Infos zum Ablauf von Vinylrausch I gibt es hier.
Dieses Album wird auf sieben Seiten ausführlich besprochen im VINYLRAUSCH MUSIKMAGAZIN, erste Ausgabe:
3. Frank Zappa – One Size Fits All