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John Cale / Terry Riley – Church of Anthrax (1971)

Seite A
Church Of Anthrax 9:00
The Hall Of Mirrors In The Palace At Versailles 7:55

Seite B
The Soul Of Patrick Lee 2:47
Ides Of March 11:03
The Protege 2:47

»Ein Meilenstein der Popmusik, eine LP, die in jede Plattensammlung gehört.« schrieb Rainer Blome 1971 in der Musikzeitschrift Sounds zu diesem Album, das damals in Deutschland noch gar nicht erschienen war. Und damit hatte er recht: Church of Anthrax ist ein beeindruckendes Album voller improvisierte Rockmusik an der Schwelle zur Avantgarde – groovig, endlos, überraschend.

Obwohl es erst nach seinem Solo-Debüt Vintage Violence erschienen ist, war Church of Anthrax das erste Album, das John Cale nach seiner Trennung von The Velvet Underground aufgenommen hat. Es schließt unmittelbar an seine kongeniale Kooperation mit Lou Reed an und schlägt hier in der Zusammenarbeit mit Terry Riley den Bogen zurück in Cales Herkunft aus der New Yorker Avantgardemusik-Szene.

Dabei ist die Musik auf Church of Anthrax genauso minimalistisch und repetitiv wie direkt und körperlich. Sie entwickelt aus wenigen Akkorden lange groovige Pattern, die sich in dieser Kooperation zweier an wiederholten Tonfolgen interessierter Musiker immer wieder überraschend aneinander reiben. So wird eine konstant vorantreibende Spannung erzeugt, über der in dem kräftig zupackenden Titelstück seltsam orientalische Saxofon- und Orgeltöne liegen. Was dort an Schlangenbeschwörung erinnert, wird im zweiten, eher meditativen Titel zu einem Proto-Ambient Sound. Bei ‘The Hall Of Mirrors In The Palace Of Versailles’ gleiten die sanften Saxofonimprovisationen von Terry Riley über die ruhig dahinfließenden Orgelakkorde von John Cale, die sich immer wieder zu an- und abschwellende Wellen aufbauen.

Der erste Titel auf der zweiten Seite ist ein wunderbarer Popsong mit Folk-Einschlag. Er ist damit eine Art konventionelle Zäsur, die deutlich an die Kontraste auf The Velvet Underground & Nico erinnert. Danach geht es rhythmisch wieder wilder zu, etwa wenn das Barrelhouse-Piano von John Cale in ’Ides of March’ versucht sich in den gegenläufigen Schlagzeugtriolen von Bobby Colomby und Bobby Gregg zu behaupten.

Ein aufregendes Album, dass sich an manchen Stellen so anhört, als würde es etwas mit den zeitgleich entstandenen Krautrock-Improvisationen von Can oder Amon Düül zu tun haben …

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