Blues Deluxe – der blaue Vinylrausch #53
Die Einschläge kommen immer näher: nach Jeff Beck haben uns in den letzten Tagen auch David Crosby und Tom Verlaine verlassen. Jeder von ihnen ist eine musikalische Würdigung wert.
Beim Vinylrausch #53 werden wir uns am 16.02.23 mit einem bluesorientierten, ›blauen‹ Rausch von Jeff Beck verabschieden. Jeff Beck hat Mitte der Sechziger aus einer Fuzz-Box und einem mit Bier getränkten Verstärker neue Vorlagen für das klassische Rock-Riff entwickelt. Sein Debüt ‘Truth’ (1968) bietet als Album des Monats starke, abwechslungsreiche Songs und einen prophetischen Blick darauf, was aus dem englischen Blues-Rock in den nächsten Jahren werden sollte.
Dazu kommen ein weiterer ausgewiesener Bluesgitarrist: Harvey Mandel trägt den Spitznamen »The Snake«, weil seine Gitarrensoli ungewöhnliche Wege und Wendungen finden. ‘Baby Batter‘ von 1971 ist wohl sein bestes Album: tolle Songs, spannende Arrangements mit Streichern als Rhythmusgeber. Alles blueslastig, aber auch von Soul und Funk befeuert.
Einen Bogen zurück aus der Gegenwart schlägt dann die Berliner Band Wedge, die auf ‘Like No Tomorrow’ (2021) einen modernen, treibenden Psychedelic- oder Hardrock spielen. Damit scheint die Band Jeff Becks Anfänge bei den Yardbirds in die Gegenwart zu holen.
Ganz großes Kopfkino – Vinylrausch #52
Stop! Look! and sing songs of revolutions!
Wir beginnen das Jahr 2023 beim Vinylrausch #52 mit zwei musikalischen Meisterwerken, die ihresgleichen suchen:
Eines der ungewöhnlichsten und überraschendsten Jazzalben überhaupt ist ‘The Black Saint and the Sinner Lady‘ von Charles Mingus. Eine elfköpfige Big Band spielt große, aufbrausende Musik, die wie Filmmusik klingt, aber so kraftvoll und einnehmend ist, dass daneben keine fremden Bilder bestehen könnten. Der Film zu diesem herrlichen Spaß voller überraschender Wendungen entsteht im eigenen Kopf. Für Lester Bangs war ‘The Black Saint …‘ eines der wenigen Alben, die unser Leben nachhaltig verändern können.
Das Album wird in diesem Jahr 60 – einen besseren Auftakt kann es für den Vinylrausch kaum geben.
Die verblüffenden Flamenco-Tupfer auf ‘The Black Saint …‘ durfte Jay Berliner an der Gitarre setzen – dieser versierte Studiomusiker taucht fünf Jahre später auf einem weiteren Meisterwerk auf: Van Morissons ‘Astral Weeks‘ ist vor 55 Jahren erschienen und in seiner Mischung aus europäisch geprägten Folk-Songs und amerikanischer Jazz-Tradition eine Ausnahmeerscheinung, die man nicht oft genug auflegen kann. ‘Astral Weeks‘ verbindet den berührenden Gesang eines aus seiner Heimat und seiner Jugend vertriebenen Sängers mit den gefühlvollen Improvisationen einer inspirierten Gruppe von Studiomusikern.
Mit dem Erscheinen von ‘Ants from Up There‘ Anfang 2022 hat Jason Walker seine Zusammenarbeit mit Black Country, New Road aus mentalen gesundheitlichen Gründen beendet. Ein herber Verlust für die Band, ist es doch gerade der sensible Sänger, der mit seinen hochemotionalen Texten die Musik voller Finten und Fährten zusammenhält. Wir hören beim Vinylrausch #52 die vierte Seite dieses Albums, das uns sicher noch beschäftigen wird.
»Es ist ja eher ein Buch, was für die Ewigkeit.«
Die Einladung zur Vinyl-Weihnacht bei RadioEins war eine aufregende Sache, zumal die letzte Stunde von der allseits verehrten Musikchefin Anja Caspary höchstpersönlich moderiert wurde! Tatsächlich war sie im verwaist wirkenden Studio in Potsdam-Babelsberg dann auch als Einzige noch im Dienst und hat nicht nur die wartenden Gäste betreut, sondern auch die Live-Interviews geführt und dazu die gewünschten Platten aufgelegt.
Umso erstaunlicher für mich, dass sie noch die Zeit gefunden hat, sich auf unser Gespräch vorzubereiten, und zwar mit der Lektüre des VINYLRAUSCH MUSIKMAGAZINs! Dass sie darauf so intensiv eingehen würde, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet:
»Ich nenne es mal Musikmagazin, aber es kostet nur 8,90 und es hat wirklich tolle, ellenlange Artikel über Jimi Hendrix, über John Coltrane, Patti Smith oder eben über Velvet Underground, und es ist eigentlich wie ein Buch, das man nie mehr wegwerfen möchte, also Magazin wird dem garnicht gerecht.«
»Dein Vinylrausch-Magazin ist, glaube ich ein krasses Liebhaberprojekt, […] es ist ja eher ein Buch, was für die Ewigkeit.«
Anja Caspary, Musikchefin von RadioEins
Solch ein Feedback tut natürlich gut, zumal es von jemandem kommt, der sich nun wirklich mit Rockmusik auskennt. Herzlichen Dank noch mal an RadioEins für die Einladung, und an Anja Caspary für die begeisterte Kritik!
Danke auch an die Radiohörer, die das Magazin nun nachfragen und bestellen. Viele ordern es auch zum Kilopreis, das ist ganz großartig und motiviert natürlich, die dritte Ausgabe voranzutreiben …
Hier eine kleine Übersicht, wo das VINYLRAUSCH MUSIKMAGAZIN in Berlin derzeit zu bekommen ist:
Eine Übersicht über alle Vinylrausch-Dealer in Deutschland findet ihr hier!