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Eine neue Review: Vinylrausch #63

Herzlichen Dank an Michel, der uns diesen Vinylrausch #63 präsentiert hat!

Mit New Skin For The Old Ceremony hat sich Cohen auf neue Wege begeben: Seine Musik besteht nun nicht mehr nur aus Gitarre und Gesang. Das macht schon der erste Song deutlich wenn einzelne Zeilen im Refrain von ‘Is This What You Wanted‘ von einer weiblichen gedoppelt und einer sanft geblasenen Trompete betont werden.

»There is a war between the rich and the poor, a war between the man and the woman…«

“There is a War”, New Skin for Old Ceremony

Den Songs von Cohen tun diese Erweiterungen, die auch auf die Arrangements des jungen Produzenten John Lissauer zurückgehen, ausgenommen gut. Die zurückhaltend gesetzten Akzente konnten wir in dem offenen Sound, mit dem unsere neues Ortofon-Tonabnehmersystem die Pressung vom Ende der Siebzigerjahre abgetastet hat, hervorragend lokalisieren. Cohen Stimme hat eine ungeheure Präsenz, sie gibt den Geschichten über verflossene und angebetete Frauen eine beeindruckende Dringlichkeit.

Allerdings wurde in der anschließenden Diskussion kritisch auf das Frauenbild von Cohen hingewiesen: die weiblichen Heldinnen sind bei ihm einem machtvollen männlichen Blick ausgeliefert, der heute eher als damals in Frage gestellt werden würde.

Für den Musikjournalisten Karl Bruckmaier markierte dieses Album als Jugendlicher den Beginn seiner Faszination für Rockmusik. Seine polemische Charakterisation bringt es auf den Punkt: »Selbstmitleid von nie geahntem Ausmaß! Reinigender, kühler, klarer Zynismus! Ein Schnurren, Balzen, Raunen, das aus der Holle kommt und den Himmel will.«1

Don’t know what the fuck they talk about …

Sanft und subtil haben danach Lambchop mit Gitarre, klarem Rhythmus und sanften Streichern im Hintergrund Geschichten aus dem täglichen Leben erzählt. ‘Gone Tomorrow‘ entwickelte sich als letzter Song auf der A-Seite in dem minutenlangen Outro zu einem sich aufschaukelnden Streicherwirbel. Ein schöner Abschluss für eine im besten Sinne unaufgeregte Platte.

Sein “Charme tropft wie frischer Honig…”

Der selbstbewusste Crooner Baxter Dury hat uns zum Schluss mit seinen Geschichten über nächtliche Szenen und Gestalten und einem frischen, rhythmusgeprägten Groove, der auch vor Akzenten durch opulente Streicher und besonders die immer wieder auftauchenden weiblichen Chöre nicht zurückschreckte. Durys Sprechgesang stand in spannendem Kontrast zu den sanften Chören und gab den lakonisch erzählten Geschichten eine schwebende Präsenz.

Ein spannender und aufgeladener Abend, der von Michel vorgeschlagen und kompetent präsentiert wurde. Herzlichen Dank!

Beim Vinylrausch #63 haben wir zum ersten Mal das neue Ortofon-Tonabnehmersystem 2M Black LVB 250 ausprobieren können – es war ein beeindruckendes Sounderlebnis, dass besonders die differenzierten musikalischen Ad-Ons betont hat. Vielen Dank an Ortofon für dieses bereichernde Sponsoring!

  1. Karl Bruckmaier, Sound, Die 101 wichtigsten Platten der Popgeschichte, C.H.Beck 2000, S. 17 Bruckmaier beginnt den Reigen dieser subjektiven Bestenliste mit diesem Album von Cohen. ↩︎
Vinylrausch #63
1. Baxter Dury – The Night Chancers (2020)
2. Lambchop – Mr. M (2012)
3. Leonard Cohen – New Skin for Old Ceremony (1974)
4. Eine neue Review: Vinylrausch #63

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