Furchtlos und entdeckerfreudig haben The Slits die Gunst des Punk genutzt und aus erdigem Diletantentum fröhliche Tribal-Punk-Musik mit herzerfrischend kritischen Texten entwickelt.
PJ Harvey – Stories From The City, Stories From The Sea (2000)

Seite A
Big Exit 3:51
Good Fortune 3:20
A Place Called Home 3:42
One Line 3:14
Beautiful Feeling 4:00
The Whores Hustle And The Hustlers Whore 4:00
Seite B
This Mess We’re In 3:57
You Said Something 3:19
Kamikaze 2:24
This Is Love 3:48
Horses In My Dreams 5:37
We Float 6:09
»This is love, I‘m feeling…« So ist es: auch wenn die Meinungen zu diesem Album in den Kritiken auseinandergehen, kann man sich in diese Musik verlieben. Es sind echte Songs, mal melancholisch, mal hingerotzt, mal herausgebrüllt, mal sich abgerungen. Ganz PJ Harvey eben, nur etwas klarer, etwas gradliniger und irgendwie erwachsen geworden.
Mit Energie und Hingabe gelingt es ihr selbst auf der Kippe zwischen 2000er Schweinerock und fett arrangiertem Popsong die Balance zu halten. Harvey probiert auf diesem Album die große Geste, die Songs sollen schillern und scheppern, sie sind von feinen Melodien getragen, abwechslungsreich und können auch richtig zupacken. Wie der Opener ’Big Exit’, der Erinnerungen an die vergangenen sieben Monate verarbeitet, die sie in New York verbracht hat: »too many cops, too many guns!«. Die erste Seite schließt mit dem nicht minder kräftigen ’The Whores Hustles…’, in dem Harvey eine in ihrer Tristess und Offenheit an Lou Reed erinnernde Geschichte aus dem Big Apple erzählt.
Auf der zweiten Seite gibt es ein Duett mit Tom Yorke von Radiohead, bei dem die beiden Stimmen sich perfekt ergänzen. Alle Energie, die sich in den langsameren Stücken wie We Float oder Beautiful Feeling angestaut haben mag, bricht dann in Kamikaze mit ungebremster Power aus.
Ein wunderbar abwechlungsreiches Album auf der Schwelle zwischen (Hard-)rock und Pop, von dem wir mindestens die erste Seite bald beim Vinylrausch hören werden.
»I walk on concrete, I walk on sand …«