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Review Vinylrausch #64 im Sputnik Kino

Neue Helden mit Humor – Melvin van Peebles

Begonnen haben wir den Vinylrausch #64 mit einem vergessenen Soul-/Funk-Album von Melvin van Peebles, der als Regisseur, Autor und Komponist einer der einflussreichsten Pioniere der Blaxploitation-Bewegung war. Sein fast im Alleingang gedrehter No-Budget-Film ‘Sweet Sweetbacks Blackass Song‘ war 1971 ein großer kommerzieller Erfolg, besonders unter Afroamerikanern. Van Peebles macht einen von weißen Polizisten zu Unrecht verhafteten Afroamerikaner zum Helden. Weil dieser seine Verfolger immer wieder an der Nase herumführen kann, soll der Film zum Aufnahmeritual der Black Panther Bewegung gehört haben.

…everything we did together was dynamite.

“Eyes On The Rabbit”, Melvin van Peebles

Mit dem selbstironisch betitelten Album What the … You Mean, I Can’t sing?! versucht van Peebles seinen geschichtenerzählenden Sprechgesang um echte Funk- und Soulsongs zu erweitern. Das Album wird von dem Kontrast aus dem Gesang im »old southern style« und den aus vielen Quellen gefütterten Grooves bestimmt. Dichte Musik, mit vielen Wechseln und spannenden Soundideen. Die Songs der von uns gehörten B-Seite erzählen Geschichten, in denen van Peebles mit viel Humor die Männerbild des (verlassenen) afroamerikanischen Mannes in Frage stellt. Leider hatte die Originalpressung aus den Siebzigerjahren wenig Dynamik, wir haben scharfe Höhen gehört und das Fehlen eines tiefen Fundaments bedauert.

Nackter Funk, psychedelische Trips und pulsierende Erotik

Über Prince und die Einflüsse, die Musiker wie Stevie Wonder oder Jimi Hendrix auf seine Musik hatten, gibt es hier und hier und in der ersten Ausgabe des Vinylrausch Musikmagazins einen langen Artikel, der den Vinylrausch #5 zusammenfasst. Mit Purple Rain hat Prince vor 40 Jahren sein erfolgreichstes Album veröffentlicht. Die Songs haben viele Ecken und Kanten, sie sind dramatisch und offen, immer tanzbar und voller expliziter Erotik. Sie hatten auch in unserer Listeningsessions nichts von ihrer Kraft verloren. Die von uns gespielte Neuerscheinung des letzten, von Prince noch selbst bearbeiteten Reissue klang etwas scharf in den Höhen und ihr fehlte in den Mitten einiges an Substanz. In der anschließenden Diskussion wurde das den Produktionsstandards in den Achtzigerjahren zugeschrieben.

Besonders auffällig wurden diese Abstriche dann mit den ersten Klängen von D’Angelos Black Messiah: plötzlich war die ganz große musikalische Bühne da, kamen die tiefen Beats knackig und standen Handclapping und Hi-Hats sauber über dem Groove. Das Album ist 2014 fantastisch produziert und vielfach hochgelobt worden. D’Angelos Stimme bekommt in manchen Songs genug Raum, um sich über seine Ausstrahlung und Beziehungen Gedanken machen zu können. In anderen, wie ‘Sugah Daddy’ liegt sie so tief unter den Klangspielereien von seiner Begleitband The Vanguard verborgen, dass die Lyrics nur mit Hilfe der auf der Leinwand laufenden Zeilen verstanden werden konnten. Die Songs springen hin und her zwischen sehr persönlichen Rückblicken auf die eigene Geschichte und nervösen Tracks wie ‘1000 Deaths‘, die einen eher pessimistischen Blick auf die Gegenwart zu werfen scheinen.

Musikalisch ist das Album eine herausfordernde Stilmischung aus sanften Soulgrooves, psychedelischen Gitarrengewittern, tiefen Orgel-Drones und verkratzen Funk-Beats. In vielen Momenten werden die klaren Bezüge dieser Musik zur Prince deutlich – das Album beginnt dann auch mit einem kurzen Intro aus verzerrten Gitarrenfragmenten, die ohne weiteres eine Verlängerung des Outros von Purple Rain sein könnten. Beide Stücke passen perfekt zusammen und D‘Angelo zollt mit dieser Referenz einem seiner großen Vorbilder Respekt.

Ein tief in den Körper gehendes Hörvergnügen, bei dem unser neues Ortofon-Tonabnehmersystem sein ganzes Können zeigen konnte! Leider haben das einige Zuhörer verpasst, die nach Purple Rain, als dem (vermeintlichen) Höhepunkt des Abends, schon aufgebrochen sind …

Vinylrausch #64
1. Melvin van Peebles – What the … You Mean I Can’t Sing?! (1974)
2. Prince and the Revolution – Purple Rain (1984)
3. D’Angelo and The Vanguard – Black Messiah (2014)
4. Der regnerische Vinylrausch #64
5. Review Vinylrausch #64 im Sputnik Kino

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