Agitation Free – Malesch (1972)

Seite A
You Play For Us Today 6:15
Sahara City 7:50
Ala Tul 4:54

Seite B
Pulse 4:51
Khan El Khalili 5:34
Malesch 8:36
Rücksturz 1:59

Malesch ist eines (wenn nicht gar das) Meisterwerk des deutschen (Kraut)Rock. Ein hochgradig ambitioniertes Gewebe aus bahnbrechend treibendem Puls und vertrackt eingewebten Rhythmen, gefärbt mit flirrenden elektronischen Tupfern und vernäht mit dem kraftvollen Garn der Rockmusik.

In kosmischen Jams wie dem leuchtenden Titelstück ‘Malesch‘ gleiten die manipulierten Gitarren von Lutz Ulbrich und Jörg Schwenke über ein seltsam bezogenes Klangbett aus verhaltenen Orgelsounds, exotischen Schlagzeugwirbeln und gehaltenen, wie langsam anschwellenden Drone-Loops. Auch die treibenden, zunehmend exotisch verwirbelten Schlagzeugläufe von Alu Kalib werden vom pulsierenden Orgel-Drone angestoßen und lösen sich einem flirrenden Marimba-Solo auf.

Gefunden hat die Band diese exotischen Klangmuster auf einer Reise nach Äthiopien und Vorderasien, darauf weisen die mehrfach eingestreuten Originaltöne hin. Die auf dieser Reise entdeckten musikalischen Ideen müssen sich auf dem Album mit der neugierigen Lust an elektronischen Experimenten messen – und werden von der Band völlig unverkrampft mit ihrer eigenen Faszination für moderne klassische Komponisten vermengt.

Den Zugang zu elektronischen Experimenten, minimalistischen Komponisten und freien Improvisationen haben die jungen Musiker in dem legendären Beat-Studio, einer Art frei organisierter Musikschule in Berlin-Wilmersdorf bekommen. Unter der findigen Leitung von Thomas Kessler konnten sie dort Ende der Sechzigerjahre mit Bandmaschinen, gefundenen Sounds und elektronischen Tönen experimentieren. Das Electronic Beat-Studio ist eine der Brutstätten gewesen, für das, was erst Krautrock hießt und dann als Berliner Schule Wegbereiter von Ambient und Techno wurde.

Malesch von Agitation Free  ist unser Album des Monats beim Vinylrausch #59.