Ein zeitloses und wichtiges Album: Ball Pompös hat die deutschsprachige Rockmusik erst möglich gemacht.
Lenny Kravitz – Let Love Rule (1989)
Side A
Sittin’ on Top of the World – 3:16
Let Love Rule – 5:42
Freedom Train – 2:50
My Precious Love – 5:15
I Build This Garden for Us – 6:16
Side B
Fear – 5:25
Does Anybody Out There Even Care – 3:42
Mr. Cab Driver – 3:49
Rosemary – 5:27
Be – 3:16
Eines dieser faszinierenden Debütalben: besser ist Kravitz nie geworden! Eine mitreissende Mischung aus funkigem Rock, psychedelischen Verwirrungen und guten Songs. Kein Wunder, Kravitz ist ein großer Fan von John Lennon und Jimi Hendrix – und das hört man deutlich.
Komplett zu Hause aufgenommen spielt Kravitz alle Instrumente auf dieser mitreissenden Platte selbst.
Das Album haben wir beim Vinylrausch #29 gehört – der von einem Lennon/Lenny-Rausch zu einem Retro-Rausch geworden ist.
Es ist ein immer noch faszinierendes Debüt, das Lenny Kravitz vor dreissig Jahren aufgenommen hat, ohne einen schwachen Song und voller Spannung und Energie. Kravitz wechselt die Instrumentierung sehr geschickt, mal sind es sanfte Streicher, die die Melodie führen und in aufregendem Kontrast zu dem harten Schlag der Rhythmusgruppe stehen, mal ist es die warme Orgel, über der sich die immer energetischer steigernde Stimme von Kravitz mit ihren Ecken und Kanten abhebt. Die Songs leben von der großen Dynamik, dem loopartigen Aufschaukeln des zentralen Themas und der sich daran abarbeitenden rauhen Stimme des Sängers.
Wirklich erstaunlich ist die Vielseitigkeit der Songs auf Let Love Rule, von einfachen Riffs und Hooklines durchdrungen, klingen sie noch Tage später im Kopf nach. Auch wenn der verschleppte Rhythmusaufbau sich als eine Art Grundmotiv durch die Songs zieht, schafft es Kravitz darauf wirklich originäre Melodien zu etablieren. Beeindruckend ist auch das vielseitigen Instrumentarium, das von der akkustischen Gitarre, über Kuh-Glocken, Funk-Bass, Orgelflächen, Saxophon- und Piano Solos, Tablas, einzelnen Streichern und großflächigen Streicher-Arrangements bis hin zu herrlich verzerrten E-Gitarre-Klängen reicht. Man kann sich kaum vorstellen, das er diese Instrumente tatsächlich alle allein eingespielt hat.
Auch die Texte haben einige Besucher beeindruckt: klar Botschaften von Solidarität und Menschlichkeit und angenehm unaufdringliche religiöse Anklänge, verpackt in runde Sprachbilder.
Und der Sound war wie erwartet herrlich Retro: ein warmer Klang, der sich in den durchsichtigen Passagen sehr schön im Raum aufgefächert hat und in den dramatischen dichten Steigerungen keine Schwächen zeigte. Ein wirklich würdiges Album des Monats, dessen musikalische Nähe zu den Beatles an vielen Stellen deutlich hörbar war: der ins verzerrte kippende Gesang, die Streich im Hintergrund, der Billy-Preston-Memorial Orgelsound, die sauberen Melodielinien…
2. Lenny Kravitz – Let Love Rule (1989)
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