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Jerskin Fendrix – Winterreise (2020)

Jerskin Fendrix – Winterreise (2020) CoverJerskin Fendrix – Winterreise (2020) Cover

Seite A
Manhattan 7:26
Onigiri 2:38
Last Night In New York 5:00
Black Hair 5:23

Seite B
Swamp 4:11
A Star Is Born 3:00
I’ll Clean Your Sheets 2:55
I’ll Wait For It 3:02
Depecc 2:51
Oh God 3:47

„Absurdity is my only reality“ soll Frank Zappa mal gesagt haben: Den Beweis dafür, das das Absurde gegenwärtig ist, liefert Jerskin Fendrix auf seinem mehr als ungewöhnlichen Debüt aus dem letzten Jahr.

Die ‘Winterreise’ ist wieder eine musikalische Collage und paßt damit perfekt in diesen dadaesken Vinylrausch #40.

Eine Idee jagt die nächste: Es beginnt mit einer Piano-Miniatur, die irgendwie als Schumann-Zitat gemeint sein wird und macht sich dann auf die Suche nach schönen Pop-Melodien. Fendrix vertont seine New York – Reise und fängt dabei den brodelnden Schmelztiegel mit abgefahrenen Sprüngen, scharfen Kehrwendungen und ungläubigen Texten auf sehr eigene Weise ein.

Ein ganz besonderes Vergnügen!

Warum und wie sich manche Musiker nennen, bleibt häufig ein Rätsel. Eno hat sicher gut daran getan, seinen Namen Brian Peter George St. John le Baptiste de la Salle Eno etwas zurechtzustutzen, aber warum muss man sich Jerskin Fendrix nennen, wenn ich schon so einen abgefahrenen Geburtsnamen wie Joscelin Dent-Pooley hat? Mehr Rückgrat, würde ich sagen.

Das Album des Herrn Fendrix zeugt dagegen von einem gesundem Selbstbewusstsein: eine ähnlich schräge Mischung aus klassischem Piano, streichelnden Pop-Melodien, Computerspiele-Sounds und Hardrock-Riffs ist mir lange nicht untergekommen. Alles klingt irgendwie perfekt und dilettantisch zugleich. Einfaches Synthesizergeflirre, das noch aus den ersten Experimenten des Herrn Eno mit Andy Mackays VCS3-Synthesizer stammen könnte, wird zu der aufbrausenden Orchesterpower eines dramatischen Soundtracks; sein mit einem billigen elektronischen Effekt zerstückelter Gesang schwillt zu einem großen Chor an und taucht im nächsten Stück als nüchterner Sprechgesang wieder auf.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt ‚Winterreise‘ unterhaltsam zusammengewürfelte Pop-Musik, mit einem ernsten Kern, will sagen: U- und E-Musik gleichzeitig.

Zur Kur an diesen stillen Tagen unbedingt empfohlen, zu hören in aller Pracht beim dadaistischen Vinylrausch #40!

2021
1. Bob Dylan – Blonde on Blonde (1966)
2. David Bowie – Hunky Dory (1971)
3. Talking Heads – Remain In Light (1980)
4. Rare Earth – Ecology (1970)
5. Crosby, Stills, Nash & Young – Deja Vu (1970)
6. Israel Nash – Israel Nash’s Silver Season (2015)
7. Jerskin Fendrix – Winterreise (2020)
8. Der haarige Rausch – VR #39 Review
9. The Mothers of Invention – We’re only in it for the Money (1968)
10. Howlin‘ Wolf – Rockin‘ Chair Album (1962)
11. Brian Eno – Here Come The Warm Jets (1973)
12. Die gewaltige Review #40: Blues und Rock – Kunst und Dada
13. Manu Dibango – Makossa Man (1973)
14. VR #41 – Der lichte Rausch – Review
15. 10cc – The Original Soundtrack (1975)
16. Der Vinylrausch #42 geht ans Eingemachte!
17. Joanna Newsom – Ys (2006)
18. Caravan – In The Land of Grey and Pink (1971)
19. Eine eingemachte Review – Vinylrausch #42
20. Review: Der graue Vinylrausch #43

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