Das zweite Album von Blood, Sweat & Tears wird in der ersten Ausgabe des Vinylrausch Musikmagazin ausführlich besprochen!
Den populären Ansatz, einen straighten Beat und packende, nicht zu komplexe Melodien mit jazzigen Improvisationen zu kombinieren, könnten If von Blood, Sweat & Tears übernommen haben. Auch die hohe Stimme von J.W. Hodkinson erinnert an David Clayton-Thomas – oder auch an Steve Winwood, wie ein Zuhörer nach der Platte bemerkte. Das paßt, denn auch Traffic haben Anfang der Siebziger immer mehr Jazz-Element in ihre langen Live-Improvisationen integriert – was wir beim Vinylrausch #17 auf der Live-Platte On The Road von 1973 hören konnten.
Mit der spannenden Mischung aus eingängigen Melodien, Bläser-Breaks, den elektrisch verzerrten Gitarren-Riffs von Terry Smith und der Freiheit der Improvisationen besonders in den zwei über acht Minuten langen Stücken, waren If ein musikalisches Erlebnis, das den Vergleich mit den zwei großen Bands aus Amerika in jeder Hinsicht standhielt.
Don Sebesky
war dann nach der Pause ein Beispiel für die zweite Schiene des Jazz-Rock, die sich aus dem Jazz entwickelt hat. Sebesky ist ein Arrangeur und Keyboarder, der 1975 auf The Rape Of El Moro die komplette CTI-Hausband herausgefordert hat – plus einige Jazz-Größen wie die Brecker-Brothers oder den Bassisten Ron Carter.
Ein aus den fünfziger Jahren stammender Big-Band-Sound wird von Sebesky mit fettem Back-Beat, elektrisch verzerrter Gitarre, Orgel oder Violine und langen Bläser-Soli aufgeladen. Diese wilde Mischung funktioniert sowohl bei populären Titeln, wie der ideenreichen Cover-Version des Ragtime-Klassikers ‘The Entertainer’, als auch bei seinen Reminiszenzen an die moderne Klassik in dem von Bela Bartok inspirierten ‘Footprints Of The Giant’. Ein erstaunlich groovendes Ereignis.
Die aus Frankreich stammenden Aquaserge geistern schon einige Jahre durch die Clubs dieser Stadt, wurden von mir aber erst im letzten Jahr auf dem Storkower Festival entdeckt. Morgens um halb drei entwickelten sie mit unermüdlicher Frische ihre meditativen Dance-Grooves, um sie mit einer endlosen Reihe von entzückenden Soundideen, Störgeräuschen, Breaks und – wieder – verzerrten Gitarren anzureichern. Eine fantastische Mischung aus 70er Jahre Rock, Minimalismus, Jazz-Improvisationen und orientalischen Sounds – natürlich wieder von zwei Bläsern (in diesem Fall: BläserInnen) angetrieben.
Ein schönes Ende und würdiges Finale für einen von Blasinstrumenten, Rock-Beat und verzerrten elektronischen Geräten gewürzten Abend, von dem sich einige erleichtert und andere begeistert verabschiedet haben.
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