Der Verein zur Rettung vergessener Musik freut sich, einen neuen Wiederbelebungsversuch ankündigen zu können! Beim…
Das war der britische Rausch
Der britische Humor ist wirklich einzigartig und hat spätestens seit Monty Python ganze Generationen geprägt. Diese spezielle Form von steifem Rollenwechsel, stoisch vorgetragenen Absurditäten und pointiertem Understatement hat vermutlich für uns Deutsche einen besonderen Charme, denn derart unverkrampft über die eigenen Schwächen lachen können wir selten. Dabei haben deutsche Fernsehsender ja tatsächlich schon 1971 versucht, uns den Python-Humor nahezubringen und zwei Folgen des Flying Circus in Bayern produziert, von denen die Monty Pythons eine sogar komplett in deutsch spielen mussten…
Bei unserem britischen Rausch hat THE WHO mit SELL OUT den Anfang gemacht. Die Platte ist eine überaus gelungene Parodie auf die britischen Piratensender, die seit Anfang der sechziger Jahre die „needletime restriction“, mit denen der Einsatz von Musik von Langspielplatte im Radio streng limitiert wurde, aushebeln wollten. Tatsächlich wurden damals in Großbritannien aktuelle Popsongs von Orchestern nachgespielt und diese Fassungen dann gesendet. Die Musiker-Gewerkschaften waren dafür, dass das so bleiben sollte und kämpften gegen den vermehrten Einsatz von Vinyl im Radio mit dem Slogan: „Records are Killing Music“. Für die Rolling Stones und die Moderatorenlegende John Peel war darum die Situation in Amerika mit einer Unmenge an spezialisierten Radiostationen, auf denen sie die begehrten Blues- und Soulscheiben hören konnten, wie ein Erweckungserlebnis. John Peel hat bis 1967, dem Jahr in dem die Piratensender verboten wurden, auf einem dieser Schiffe bei Radio Caroline gearbeitet – und hat dann bei der BBC Radio One mitgegründet, das große Vorbild unseres Berliner Senders Radio Eins.
Musikalisch hat mich die Scheibe von den WHO nicht umgehauen, das mag aber daran liegen, das ich mit dieser Band noch nie richtig warm geworden bin. Und vielleicht auch ein bisschen an der höhenlastigen Mischung, die wohl den eher trägen Radiomembranen von 1967 geschuldet waren, deren dumpfer Sound mit einer Überbetonung der oberen Mitten überspielt werden sollte. Vom Sound her war für mich also diesmal kritisch, wobei es auch andere Stimmen gab, denen der Sound gut gefallen hat.
Die MAGICAL MYSTERY TOUR klang dann aber wieder sehr gut, auch wenn die Erstpressung von 67 sich in den ruhigen Passagen mit einigen Kratzern in Erinnerung gebracht hat. Immer wieder erstaunlich ist es, wie gut Mono-Mischungen klingen können: wenn sie auf dem Plattenteller liegen, vermißt man das Stereobild im Grunde gar nicht.
Die BONZO DOG BAND war für viele Neuland, eine textlastige Entdeckung, die eindeutig die Vorläufer der Monty Python Fernsehshow waren.
Einigen der Python- und Bonzo-Mitgliedern spielten dann schließlich auch in der wunderbaren Beatles-Parodie THE RUTTLES mit. Wir hatten noch Zeit, um uns einen 30 Minuten langen Zusammenschnitt der gelungensten Szenen anzuschauen und die waren wirklich für ein paar laute Lacher gut: herrlicher britischer Humor!
5. Das war der britische Rausch
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