Herrlich knarzende Gitarren, direkter und kraftvoller Sound und die gewohnt zweideutigen Texte einer der Lieblingsbands der deutschen Musikmedien. Endlich auch beim Vinylrausch!
Eric Burdon declares ‘War’ (1970)
Seite A
1. The Vision of Rassan:
Dedication – 2:33
Roll On Kirk – 5:07
2. Tobacco Road:
Tobacco Road – 3:47
I Have a Dream – 6:39
Tobacco Road – 3:58
Seite B
1. Spill the Wine – 4:51
2. Blues for Memphis Slim:
Birth – 1:31
Mother Earth – 2:46
Mr. Charlie – 3:00
Danish Pastry – 3:18
Mother Earth – 2:46
3. You’re No Stranger – 1:55
Eric Burdon war ein enger Freund von Jimi Hendrix, er war einer der letzten, der mit ihm auf der Bühne gestanden hat und er war der Erste, der von Hendrix damaliger Freundin Monika Dannemann angerufen wurde, nachdem sie den Gitarristen leblos in ihrem Apartment gefunden hatte. Diese persönliche Nähe war einer der ersten Gründe, warum wir das Album als einen möglichen Kandidaten ausgewählt hatten. Dazu kam dann, dass es auch 1970 erschienen ist und dass Burdon im Text von ‘Roll on Kirk’, dem ersten Stück auf der A-Seite, sogar noch direkt Bezug auf John Coltrane nimmt. Damit hat sich ein schöner Bogen geschlossen: Von einem afroamerikanischen Musiker, der in der gewachsenen Kultur des Jazz großgeworden ist und der dessen Weg in eine immer individuellere musikalische Freiheit geprägt hat, hin zu einem jungen Engländer, der aus weiter Ferne sehnsüchtig und neidvoll auf diese Freiheiten blickt und mit seiner Musik versucht, eine Kultur zu antizipieren, die nicht seine eigen ist.
Die erste Seite des Albums ist von dem monumentalen ‘Tobacco Road’ dominiert, der langen Erzählung über eine heruntergekommene Straße in einem Armenviertel, die der Sänger in die Luft jagen und von Grund auf neu aufbauen möchte. Die Geschichte, die Burdon mit seiner beeindruckenden Soul-Blues-Stimme erzählt, kann man auch auf ihn selbst beziehen: in dem eingefügten Mittelteil ‘I had a Dream’ muss er zuerst sein Augenlicht und dann sein Leben opfern, um eine wirkliche Veränderung herbeiführen zu können. Während er vor diesem Handel mit einem weiblichen Orakel zurückschreckt, wird er nacheinander von seiner Frau, seinem Vater und schließlich sogar von seiner Mutter darin bestätigt, sein Leben für die gute Sache hinzugeben. Natürlich darf er dann aber die Augen wieder aufmachen, er ist »ten times stronger« und kann, getragen von dieser Zuversicht, die Straße neu aufbauen. So ähnlich ließe sich auch die musikalische Lebensgeschichte von Burdon erzählen, der seine Herkunft als weißer Engländer sicher gerne gegen den authentischen Background eines schwarzen Soulsängers eingetauscht hätte. Zumindest scheint er in jungen Jahren einen Handel dieser Art eingegangen zu sein, um seine verblüffend echte, wenn auch englische Bluesstimme, zu bekommen.
[Dieser Text ist ein Auszug aus dem ausführlichen Artikel im Vinylrausch Musikmagazin #2]
1.
Eric Burdon declares ‘War’ (1970)