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Springsteen / E Street Band – The Legendary 1979 No Nukes Concerts (2021)

Bruce Springsteen - No Nukes CoverBruce Springsteen - No Nukes Cover

Prove It All Night 5:58
Badlands 5:45
The Promised Land 6:21
The River 6:05
Sherry Darling 6:11
Thunder Road 5:26
Jungleland 10:10
Rosalita (Come Out Tonight) 12:07
Born to Run 4:59
Stay 4:28
Detroit Medley (consisting of “Devil with the Blue Dress On”, “Good Golly Miss Molly”, “C.C. Rider” and “Jenny Take a Ride”) 9:41
Quarter to Three 9:56
Rave On 2:57

Eine ausführliche Besprechung des Albums gibt es in der zweiten Ausgabe des VINYLRAUSCH MUSIKMAGAZIN. Hier ein kurzer Auszug daraus:

[…]

Ende 2021 sind zwei Auftritte von Springsteen und der E-Street-Band auf dem No Nukes Festival als The Legendary 1979 No Nukes Concerts erstmals komplett und offiziell auf Vinyl erschienen. Dort hört man noch deutlicher, das Springsteens Musik zwei Seiten hat: Energie und Melancholie. Die Energie zieht er aus dem gradlinigen Rock, der mit Country-, Rockabilly- und BoogieWoogie-Elementen angereichert wird und so zu einer Art Wall-of-Sound gerinnt, der ebenfalls an die großen Tin-Pan-Alley-Gesten vom Beginn der Sechziger erinnert. Die Songs scheinen grundsätzlich atemlos zu sein, sie drängen über die Verse hinweg zum Refrain, der Erlösung verspricht – aus den in den Versen angerissenen Geschichten von tristen Vorstädten, vergeblichen Fluchten oder einer schon jetzt verbauten Zukunft. Die Stimmung in Springsteens Geschichten ist von einer Art melancholischem Fatalismus durchdrungen, von einer Botschaft, die lauten könnte: Wir geben nicht auf, obwohl wir die Hoffnung längst verloren haben.

Es sind lange Sinngedichte, die aus dem Hinter- oder Kernland berichten: Heartland Rock aus den Vorstädten und Arbeitersiedlungen. Sie erzählen von Arbeitslosigkeit und vertanen Chancen, von tristen Kleinstädten und bittersüßen Erinnerungen. Von jungen Paaren, die die Freiheiten der Nacht für ihre kleinen Fluchten nutzen, aber keine wirkliche Perspektive für sich sehen können. Oder von hart arbeitenden Menschen in den Industriegebieten, die eine Chance verdient hätten, an die sie selber nicht so recht zu glauben scheinen: »We’ll keep pushin’ till it’s understood / And these badlands start treating us good«.

Während Eric Burdon Anfang der Siebziger noch von Aufbruchstimmung, Zukunftsvisionen und der Hoffnung auf Veränderung zehrt, wenn er die ‘Tobacco Road‘ nicht nur in die Luft sprengen, sondern auch wieder aufbauen will1, scheinen Springsteens Helden zehn Jahre später die Verhältnisse nurmehr beschreiben zu können und aktzeptieren zu müssen, so bitter das auch sein mag: »Is a dream a lie if it don’t come true / Or is it something worse«. Im Heartland-Rock wird noch geträumt, aber die Träume reiben sich an einer Realität, die die Hoffnung auf Veränderung verloren hat.

Ganz im Gegensatz dazu scheint die gnadenlos fröhliche Musik zu stehen. Layer für Layer baut die E-Street-Band über dem straighten Rockbeat einen Wall of Sound auf, in dem die Instrumente unablässig mit dem Groove swingen und gleichzeitig die Melodiebögen entwickeln. Der Sound steht hier deutlich im Fokus und dominiert den einzelnen Song, der sich der großen orchestralen Inszenierung unterordnen muss. Auffällig ist das klimpernde Barrelhouse-Klavier, das häufig die Gesangsmelodie aufgreift und ganz eng von einer parallel laufenden Orgel begleitet wird.

[…]

Auf der Bühne ist Bruce Springsteen zusammen mit der E Street Band ein Ereignis mit einer unbändigen Energie, das kann man auf der Doppel-LP hören und vielleicht noch besser in dem gleichzeitig erschienenen Konzertmitschnitt sehen. Springsteen explodiert auf der Bühne geradezu, er ist ein unablässiger Antreiber, ein Tänzer, Animateur und Sänger, dem man sich kaum entziehen kann. Dazu kommen die mitreissenden Soli von Saxophonist Clarence Clemons, die irgendwann vielleicht etwas formelhaft werden, deren Einsatz man aber immer wieder entgegenfiebert.

Ein kraftvolles Album, das historische Dokument der Geburt eines musikalischen Stils, der seine Zielgruppe genau kennt und auf einen Weg mitnimmt, der zwar ernst ist, in erster Linie aber verdammt viel Spaß machen soll.

  1. mehr dazu in der zweiten Ausgabe des VINYLRAUSCH MUSIKMAGAZIN ab Seite 102 ↩︎
Vinylrausch #06
1. Neil Young – Live Rust (1979)
2. Thurston Moore – The Best Day (2014)
3. No Nukes – The Muse Concerts For A Non-Nuclear Future (1979)
4. Gitarrenrock: Alles zum Programm vom Vinylrausch VI
5. Springsteen / E Street Band – The Legendary 1979 No Nukes Concerts (2021)

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