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Im Land von Gestern und Heute

Es gab einen Kommentar bei jpc, der hat das VINYLRAUSCH MUSIKMAGAZIN, und damit natürlich auch den Vinylrausch, als »nostalgisch« bezeichnet. Hmm.

Sind wir ›nostalgisch‹, weil wir in Vergessenheit geratene Kunstwerke wieder aus dem Regal ziehen und so laut und konzentriert hören, als wäre es das erste Mal? Bin ich ›nostalgisch‹, wenn ich hier das verwirrend schöne Album ‘In The Land of Grey and Pink’ von Caravan – voller wunderschöner Melodien, glasklarer Gesangsstimme, abgedrehter Texte und einiger der groovigsten Orgel-Soli, die man sich nur vorstellen kann – über den grünen Klee loben und allen Musikfreunden mit offenen Ohren an dieselben legen möchte?

Für mich ist das alles einfach nur gute Musik, egal ob von heute oder gestern, aus dem letzten Jahr, von vor 50 oder 70 Jahren. Es gibt heute gute, schlechte oder langweilige Musik genau so wie früher. Vielleicht gibt es heute mehr Musik als früher, weil es einfacher zu produzieren ist und mehr Menschen Zugang zu Produktionsmitteln haben – man braucht ja heute weder ein Klavier noch ein Studio um gute Musik in guter Qualität aufnehmen zu können, siehe bzw. höre ‘2020’ von Richard Dawson beim letzten Vinylrausch #38.

Aber selbst das wage ich zu bezweifeln, zumindest gibt es für mich heute wie früher unheimlich viel gute Musik zu entdecken – und wieder zu entdecken. Das werden wir beim Vinylrausch zum Beispiel mit Caravans ‘In The Land of Grey and Pink’ irgendwann wieder mit einem ›alten‹ Album machen, dessen Sound für manche Ohren vielleicht nicht gleich vertraut klingen mag.

Für den Vinylrausch ist das gerade richtig, denn uns ist es völlig egal, in welcher Zeit die Musik entstanden ist, wichtig ist nur: dieses fantastische Album klingt von vorne bis hinten wie ein Meisterwerk. Es steckt voller zündender Ideen, stellt fröhliche Pop-Songs furchtlos neben angejazzte Soli und perlende Instrumentalpassagen. Obwohl die Musik sehr durchsichtig organisiert ist, bietet sie in einem mitreissenden Fluss von swingenden, groovenden und hämmernden Rhythmen immer wieder begeisternde Überraschungen. Es ist einfach gute Musik, die in diesem Jahr zufällig 50 Jahr alt wird und deshalb endlich von uns wiederentdeckt werden kann.

Als objektive Information fehlt jetzt noch der Hinweis darauf, das es sich bei Caravans ‘In The Land of Grey and Pink’ um ein herausragendes Beispiel für den schwer zu greifenden ›Canterbury-Sound‹ handelt. Rein subjektiv würde ich es sogar zum Höhepunkt und Maß aller Dinge in dieser Sache erklären.

Diese Frage und ob das Ganze etwas mit ›Nostalgie‹ zu tun hat, können wir dann hoffentlich irgendwann wieder beim Vinylrausch zusammen entscheiden …

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