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Tocotronic – Pure Vernunft darf niemals siegen (2005)

Seite A
Aber Hier Leben, Nein Danke 5:05
In Höchsten Höhen 4:25
Der Achte Ozean 5:23
Keine Angst Für Niemand 4:08

Seite B
Gegen Den Strich 4:33
Angel 4:23
Pure Vernunft Darf Niemals Siegen 4:19
Cheers For Fears 4:04

Seite C
Alles In Allem 4:03
Mein Prinz 4:13
Tag Der Toten 4:47
In Tiefsten Tiefe 1:58
Ich Habe Stimmen Gehört 5:47

Seite D
Mystery Symphony 9:19

Das siebte Album der in den Neunzigerjahren der sogenannten Hamburger Schule zugeordneten Rockband Tocotronic beginnt mit der Persiflage auf einen Schlager und auf ein Kinderlied. Ganz im Gegensatz zu der postironischen Haltung, in denen die Songtexte der Band bisher von Ablehnung, Polemik und Selbstzweifeln geprägt waren, stellt der erste Song auf diesem Album von 2005 Dinge vor, die man mag: den Wald, Wolken, Wind oder die Wut.

Mit der Wut deutet sich dann aber die Provokation des Refrains schon an: ‘Aber hier Leben, nein Danke‘ negiert die Hoffnung der ersten Zeilen und kehrt zu dem in vielen Songs gepflegten Gegensatz zwischen Wunsch und Realität, zwischen Wahrheit und Traum zurück. 

Pure Vernunft darf niemals siegen ist in nur neun Tagen im Studio entstanden. Im Gegensatz zu dem einfach Tocotronic betitelten Vorläufer von 2002 wollte die Band einen rohen und direkten Sound einfangen und nicht wieder über Monate im Studio mit musikalischen Layern und alternativen Instrumenten kämpfen. Zum ersten Mal als Quartett mit dem neu dazugekommenen Gitarristen Rick McPhail ist die Musik von ausdauernden Flächen und markanten Riffs der zwei elektrischen Gitarren geprägt. 

In einem Interview von 2005 stellt Dirk von Lowtzow die repetitiven musikalischen Elemente als »Hommage an Bands wie The Fall« vor. Auch das Video zu ‘Aber hier Leben, nein Danke‘ nimmt Bezug auf eine Punkband, auf die britischen The Bollock Brothers und deren von Ausschreitungen der Fans überschattetes Konzert in einem Hamburger Stadtpark von 1987. 

Pure Vernunft darf niemals siegen klingt tief und rauschhaft, direkt und kraftvoll. Auf dem Album wird die assoziative, häufig tief romantisch und selten banal klingende Lyrik in einen musikalischen Strudel eingebettet, dessen Wurzeln über Grunge und Punk bis in den monotonen Krautrock von Can zurückreichen. 

Wir werden die Wurzeln und die Früchte beim Vinylrausch #72 hören können. 

Vinylrausch #72
1. The Fall – This Nation’s Saving Grace (1985)
2. Tocotronic – Pure Vernunft darf niemals siegen (2005)
3. Can – Ege Bamyasi (1972)
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