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Bob Dylan – Blonde on Blonde (1966)

Die erste Doppel-LP der Rockgeschichte! (oder war es doch FREAK OUT??) und in Deutschland tatsächlich die Nr. 1 der 500 besten Alben des Rolling Stone Magazins – das war ein würdiger Auftakt für den Vinylrausch im Jahr 2016!

Wenn es so etwas wie einen Höhepunkt der Rockmusik gegeben hat, dann wird er in den zehn Jahren zwischen Mitte der Sechziger und Mitte der Siebziger Jahre gewesen sein. In diesem, historisch betrachtet doch eher kurzen Zeitfenster hat die Popmusik viele ihrer Klassiker hervorgebracht. 1965 hat Bob Dylan in Newport die Rock-Maschine angeworfen und den Folk mit dem Rock´n´Roll versöhnt. Nach dieser Befreiung sind in den nächsten zehn Jahren viele Musikstile neu definiert und gemischt worden – und es entstanden in einer unheimlich kreativen Phase viele der Pop-Klassiker, die noch heute die Basis für aktuelle musikalische Trends sind und deren Nährstoffe noch überall in der modernen Popmusik Früchte tragen.

Auch das „Album“, also das Format, um das es ja im Vinylrausch gehen soll, ist erst zu dieser Zeit entstanden: davor gab es auf LPs zusammengestellte Singles, Soundtracks, Liedersammlungen. 1965 erscheinen dann von Dylan „Bringing it all Back Home“ und „Highway 61 Revisited“, das Album, mit dem nach Meinung von Michael Gray ja die Sechziger Jahre erst wirklich begonnen haben! Auch die Beatles veröffentlichen 1965 mit „Revolver“ ihr erstes richtiges Album, also eine Platte, die sie am Stück konzipiert und geschrieben haben – übrigens unter Zuhilfenahme eines Joints, den sie von Bob Dylan bekommen haben sollen…

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Wir werden uns in diesem Jahr vornehmlich drei Jahren aus dieser Zeit widmen: 1966 brachte einige unvergessliche Klassiker und gleich zwei! erste Doppelalben der Rockgeschichte hervor. 1971 ist genau 45 Jahre her – und bietet eine ganze Reihe von wunderbaren Alben, die wir lieber heute als morgen noch einmal hören sollten. Und 1976 steht für das absehbare Ende einer Ära, in der die wilde Innovationskraft der ersten Jahre erlahmte und von Punk und Disko attackiert wurden.

Auszug aus dem VINYLRAUSCH MUSIKMAGAZIN – Erste Ausgabe:

Man mag von Dylan halten was man will, aber er ist vermutlich der einzige Rock-Star, der sich wirklich seine ganze, nun ja schon fast 60 Jahre andauernde Karriere lang treu geblieben ist und seine Fans immer wieder herrlich vor den Kopf gestoßen hat. Der Mann der vielen Gesichter ist vom Heavy Metal-Wegbereiter zum Country-Barden mutiert, hat seine Masken in einer Tingel-Tangel Band Mitte der 70er hinter Background-Sängerinnen und Big-Band-Sounds versteckt, dem Herren ein Pony namens Luzifer angedichtet und ist auch vor dem Elektrobeat der 80er Jahre nicht weggerannt. Der ständige Wandel ist das einzig Beständige an seiner Musik. Und darum wundert es gar nicht, dass er auch im hohen Alter noch moderne ‹Judas›-Rufe provozieren kann: ich selbst war Ohrenzeuge, wie in einer billigen Kopie des Manchester Free Trade Hall-Konzerts jemand in der Braunschweiger Volkswagenhalle während Dylans Frank-Sinatra-Tour in einer ruhigen Passage laut und deutlich »langweilig« durch die Halle brunste. Ja, was hat er denn erwartet? Etwa, das Dylan seinen Erwartungen entspricht? Da hat jemand die letzten 60 Jahre nicht aufgepasst, die fremdbestimmte Mitarbeit auf Maggie’s oder sonst einer anderen Farm ist nie sein Ding gewesen: »Well, I try my best / To be just like I am / But everybody wants you / to be just like them« Damit benennt Dylan wohl ein grundsätzliches Problem der menschlichen Kommunikation, die ja in der Regel eher als selbstverliebtes Dozententum, denn als emphatischer Versuch des Begreifens einer anderen Meinung daherkommt.

‘Blond on Blond’ gibt sich im Titel verrätselt: was soll das heißen? Hat ihn das Theaterspektakel Brecht on Brecht, an dem seine ehemalige Freundin Suze Rotolo beteiligt war, dazu inspiriert? Ist es ein Akronym seines Namens BOB, oder sind tatsächlich Brian Jones und Anita Pallenberg damit gemeint, zwei Blonde mit einer damals überaus populären Affäre?

Die Ungewissheit um den Namen des Albums gibt den Tenor der Texte vor. Schon im ersten Stück, in ‘Rainy Day Women’ bleibt unentschieden, ob Dylan tatsächlich die Steinigung als Symbol für die ungerechte Beurteilung individueller Handlungen durch die Gesellschaft benutzt – oder ob das Ganze einfach ein Drogensong ist, der beschreibt, was dir so alles passieren kann, wenn du stoned bist und dich unheilbar einsam fühlst, weil du mal wieder von der Unmöglichkeit der Kommunikation frustriert bist. …

VINYLRAUSCH MUSIKMAGAZIN

Dieses Album wird in der ersten Ausgabe ausführlich besprochen!

Cover Dylan Blonde on Blonde

Seite A
Rainy Day Women #12 & 35 – 4:33
Pledging my Time – 3:42
Visions of Johanna – 7:27
One of Us Must Know (Sooner or Later) – 4:53

Seite B
I Want You – 3:06
Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again – 7:04
Leopard-Skin Pill-Box Hat – 3:50
Just Like a Woman – 4:39

Seite C
Most Likely You Go Your Way And I’ll Go Mine – 3:22
Temporary Like Achilles – 5:03
Absolutely Sweet Marie – 4:46
4th Time Around – 4:26
Obviously 5 Believers – 3:30

Seite D
Sad Eyed Lady of the Lowlands – 11:23

Vinylrausch #02
1. Bob Dylan – Blonde on Blonde (1966)
2. Janis Joplin – Pearl (1971)
3. David Bowie – Hunky Dory (1971)
4. Eine eingemachte Review – Vinylrausch #42
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