Er war 61 Jahre, als wir uns zum ersten Mal persönlich begegnet sind – jetzt ist Don Preston mit 92 Jahren mit einem Soloprogramm im Berliner B-Flat Jazz Club aufgetreten. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen eine ganze Reihe von Interviews und Gesprächen auf der Zappanale, von denen es einige in den Dokumentarfilm Kosmische Brocken geschafft haben.

Preston war und ist ein sehr angenehmer Mensch, der sich gerne über Musik austauscht und dabei genauso begeistert, wie kritisch über Frank Zappa spricht, seinen ehemaligen Arbeitgeber bei den Mothers of Invention.
Als Komponist moderner Musik ist Preston eher von Jazz und Minimalisten wie Cage oder Ligety beeinflusst als von Zappa. Trotzdem hat er im B-Flat natürlich einige Stücke aus der gemeinsamen Zeit in den Sechzigern auf dem Piano gespielt, schließlich hat die Zusammenarbeit mit Zappa seine eigene Karriere bis heute geprägt. Am bewegendsten war dabei seine Interpretation des Songs Absolutely Free:
Unbind your mind
There is no time
To lick your stamps
And paste them in
Discorporate
And we’ll beginFreedom! Freedom!
Kindly loving!
You’ll be absolutely free
Only if you want to be
Aus der Perspektive des hohen Alters bekommt der Text eine erweiterte Bedeutung: »Befreie deinen Geist … entkörpere dich … du bist absolut frei, aber nur, wenn du es willst.«
Don Preston besitzt noch immer den Willen, den Körper und das Talent, um im Hier und Jetzt, mit Körper und Geist und mitreissendem Klavierspiel zu begeistern. Um die lebendig perlenden Läufe spielen zu können, musste er, von kurzen Kommentaren begleitet, immer wieder die trockenen Finger anfeuchten. Spielfreude und Spaß waren ihm deutlich anzumerken.
Der Höhepunkt des Konzerts in dem gut gefüllten Jazz-Club war dann aber eine Improvisation aus elektronischen Klängen und der ’Opern-’Stimme seiner Frau Tina Preston. In selbst geschneidertem Kleid und silbernen Schuhen brachte sie die Grandezza einer anderen italienischen Operndiva auf die kleine Bühne. Das Ganze könnte eine Reminiszenz an alte Zeiten gewesen sein, in denen die Mothers eine andere Hoch-Kunst, das Sprechtheater, in absurden Dialogen persiflierten – zu sehen u.a. in dem Zappa-Film Uncle Meat.
Der Auftritt in dem Jazz-Club war eine große Überraschung und ein noch größeres Vergnügen. Und es wird nicht das letzte gewesen sein: im Gespräch nach dem Auftritt kündigte Preston an, im nächsten Jahr wieder nach Europa kommen zu wollen. Das sollte man sich dann auf keinen Fall entgehen lassen! Immerhin waren in diesem Jahr schon vier Vinylrausch-Besucher dem Konzerthinweis gefolgt …



